"Du bist ein Gott, der mich sieht." Sehen - Wahrnehmen - Gestalten

Am Sonntag, 3., und Mittwoch, 6. September - Gottesdienst und Symposium zur Reihe "Lebensthemen" mit interessanten Kurzvorträgen aus Medizin, Psychologie und Theologie

GOTTESDIENST

Sonntag, 3. September | 11 Uhr
„Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen?“ (Psalm 94,9)
Predigt: Joachim Büssow, Pfarrer an der Annakirche, Aachen
Ort: Annakirche, Aachen, Annastraße 35

SYMPOSIUM

Mittwoch, 6. September | 19-20.30 Uhr

Impuls-Referat I: Medizin
Lichtblicke für blinde Menschen? Der lange Weg vom natürlichen zum künstlichen Sehen
Referent: Prof. Dr. Frank Müller, Institut für Biologische Informationsprozesse,
Molekular- und Zellphysiologie (IBI-1) am Forschungszentrum Jülich und Professor für Molekulare Sinnes- und Neurobiologie an der RWTH Aachen
Impuls-Referat II: Psychologie
Aktiv im anderen Alltag. Bewusst sein Leben organisieren mit Sehbehinderung oder Blindheit
Referent: Georg Blümer, Blinden- und Sehbehindertenverein der StädteRegion Aachen 1907 e.V.; Mitarbeiter eines ehemaligen Staatskonzerns, nebenberuflich Kirchenmusiker; selbst sehbehindert
Impuls-Referat III: Theologie
Lass dich ansehen! Erfahrungen, Beobachtungen und theologische Reflexionen aus dem Alltag mit
sehbehinderten und blinden Menschen
Referent: Paul Gerhard Sinn, Leiter der Wuppertaler Stadtmission e.V.

Hier können Sie den Flyer herunterladen.

Ort: Saal im Haus der Evangelischen Kirche, Frère-Roger-Straße 8-10, 52062 Aachen
Organisation und Moderation der Reihe: Dr. Uwe Beyer und Pfarrerin Bärbel Büssow
Kosten: Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.
Anmeldung und Informationen unter Tel. 0241 – 453-162
E-Mail: simone.graff@ekir.de

LEBENSTHEMEN
Medizin, Psychologie und Theologie im Gespräch
Den Menschen zu helfen, ihre Leiden zu lindern, dafür zu sorgen, dass sie, wo möglich, Heilung erfahren: das ist eine medizinische wie eine psychologische und eine pastorale Aufgabe. Die Reihe LEBENSTHEMEN möchte Medizin, Psychologie und Theologie unter diesen Vorzeichen in einen öffentlichen Dialog eintreten lassen. Diskutiert werden Themen, die alle Menschen betreffen: mit dem Ziel, aufzuklären und Orientierung anzubieten.
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Gen 16,13)Sehen, wahrnehmen, gestalten – wie geht das gut in einer unübersichtlichen Welt?
Der Wunsch wahrgenommen zu werden ist ein wichtiger Teil des menschlichen Lebens. In ihm zeigt sich, dass wir auf Beziehungen hin angelegt sind. Das Wort ‚wahrnehmen’ gibt schon einen Hinweis, wie Menschen gesehen werden möchten: angemessen – in ihrer Würde geachtet, angenommen auch in ihren Schwächen, berücksichtigt in ihren Bedürfnissen nach Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. „Die im Dunkeln sieht man nicht“, heißt es bei Bertolt Brecht sozialkritisch mit Bezug auf die Benachteiligten, die Ausgegrenzten, die Gescheiterten. Ins Licht des gelingenden Lebens möchte die Bibel die Menschen gestellt sehen. So signalisiert es auch die Jahreslosung 2023 der christlichen Kirchen: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Gen 16,13)
Dabei ist das Sehen und Gesehenwerden ambivalent. Das gilt schon im theologischen Kontext. Ein Gott, der alles sieht (vgl. Psalm 139), kann sowohl der barmherzige Gott sein, den ich um alles bitten kann und bei dem ich mich geborgen weiß, als auch der beobachtende Gott, dem ich nicht zu entfliehen vermag. Entsprechendes gilt unter Menschen. Blicke repräsentieren ein breites Spektrum nonverbaler Kommunikation: sie können Anerkennung, Zuneigung, Liebe ebenso ausdrücken wie das Gegenteil – dann ‚verletzen’, ‚töten’, ‚vernichten’ sie.
Zugleich reicht unser Sehen nie hin, um sich in der Lebenswelt angemessen zu orientieren. Auch hier können biblische Einsicht und moderne psychologische Erkenntnis korrespondieren. Gott zu schauen, ihn in seinem Wirken erkennen zu wollen, bleibt im hiesigen Rahmen der Blick auf „ein dunkles Bild“ (vgl.1. Kor 13,12). Auch Menschen können einander nicht objektiv durchschauen. Hier wie dort gilt es, einen anderen Zugang in den Blick zu nehmen: die Zuversicht, das Vertrauen, den Glauben – an den guten Gott wie an das Gute im Menschen. Andernfalls droht das Sehen in den kontrollsüchtigen ‚bösen Blick’ zu kippen, der den ‚gläsernen Menschen’ will.
Das Sehen im übertragenen Sinn zeigt sich als zwiespältig. Der natürliche Sehsinn aber ist wohl eindeutig unser wichtigster Zugang zur Welt. Etwa 80 Prozent der Informationen erreichen uns hier über die Augen. Was bedeutet das für blinde und sehbehinderte Menschen? Für ihre Fähigkeiten, sich die Lebenswelt vorzustellen – die Mitmenschen, die Natur, die stark über Bildschirme präsente Medienlandschaft bis hin zu den kommenden, digital ermöglichten ‚Metaversen’? Für ihr Alltagsleben im privaten wie im öffentlichen Raum? Inwieweit kann die Augenheilkunde ihnen helfen?
Einen heilskundigen Umgang mit dem Sehen und Sichtbarmachen braucht es offensichtlich auch in der Glaubenspraxis wie generell im menschlichen Miteinander, damit die positiven statt der toxischen Aspekte aufscheinen können. Deshalb wollen wird aus medizinischer, psychologischer und theologischer Perspektive fragen: Wie ist menschengerechtes Wahrnehmen in unserer Welt möglich?

In Zusammenarbeit der Evangelischen Stadtakademie Aachen mit dem Luisenhospital in Aachen, dem Universitätsklinikum Aachen und dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Aachen

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