Oft verbinden Menschen Fortbildungen mit langen Seminartagen, kurze Pausen und schulischer Wissensvermittlung. Doch das Fortbildungsfestival der Initiative „Engagiert älter werden“ zeigte, dass Fortbildungen auch spannend und kreativ sein können. Zum vierten Mal lud das Festival zu einer ganzen Woche mit den verschiedensten Themenworkshops und Impulsen für Ehrenamtliche ein. Das Besondere: Alle Kurse waren für die Ehrenamtlichen kostenlos! Und das kam gut an. Rund 550 Teilnahmen von etwa 240 verschiedenen Menschen erwartete Gunhild Großmann, Referentin der Evangelischen Erwachsenenbildungswerks des Kirchenkreises, im Lauf der Woche. Am Samstag fand im Haus der Evangelischen Kirche das Abschlussfest des Festivals statt.
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Zwischen Wohlfühlmomenten und spannenden Kursen
Chat GPT und Missverständnisse
Normalerweise liegen zwischen den einzelnen Fortbildungsfestivals um die drei bis fünf Jahre. Das erste Festival gab es 2012. Durch die Corona-Pandemie hat es diesmal allerdings sieben Jahre gedauert, bis ein neues Event stattfinden konnte. In dieser Zeit verändert sich viel, insbesondere die Themenschwerpunkte der Teilnehmenden: Außerordentlich beliebt sind dieses Mal die Fortbildungen zum Thema Künstliche Intelligenz oder Canva, einem Online-Tool zur Grafikbearbeitung. Aber auch die Kommunikation scheint für viele schwieriger geworden zu sein: Der Kurs „Besser Missverstehen oder: Ich hab’s nicht so gemeint“ mit dem Jugendreferenten Axel Büker erfreute sich ebenfalls zahlreicher Anmeldungen.
Loriot bis Schulz von Thun
Die Situation ist bekannt: Oft nimmt das Gegenüber das Gesagte nicht so wahr, wie man es selbst gemeint hat. Diese Schwierigkeiten können auch Menschen im Ehrenamt vor große Herausforderungen stellen. „Es ist eine alltägliche Situation, dass wir missverständlich argumentieren und dass wir gerade als Ehrenamtliche in eine Situation kommen, in der Menschen etwas sagen und wir das auf eine ganz andere Art und Weise hören“, sagt Axel Büker, der sich aufgrund seiner Weiterbildung zum Coach viel mit Kommunikationsmodellen auseinandergesetzt hat. Die Teilnehmenden nehmen hier eine neue Perspektive auf ihre eigene Kommunikation mit: „Ich muss schauen, in welchem Kontext ich stehe und in welchem Kontext mein Gegenüber steht“, erklärt Maike, eine Teilnehmerin der Fortbildung. Auch in ihrem Alltag komme es immer wieder zu Missverständnissen, so dass sie sich bei Axel Büker Tipps und Anregungen zur Verbesserung geholt hat.
Wohlfühlmomente für Ehrenamtliche
Die Teilnehmenden des Festivals sollen nicht nur neues Wissen in den Kursen erlangen, sondern sich dabei auch um ihren Körper und ihre Seele kümmern. „Wir möchten das Ehrenamt mit unserem ganzen Sein feiern!“, sagt Gunhild Großmann. Deswegen konnten bereits bei der Anmeldung Termine zur Massage gebucht werden, die die Teilnehmenden über die Mittagszeit verteilt wahrnehmen können. Auch hierfür gab es mehr Anmeldungen als freie Termine. Doch leer ging niemand aus: Meditationen, Yoga oder Klangeschalen-Klänge brachten die Ehrenamtlichen nach dem Mittagsessen zur Ruhe und halfen bei der Entspannung. Durch die Schwingungen der Klangschalen sollen sich Spannungen im Körper lösen und belastende Gedanken weiterziehen, so Marlene Destunis, die mit einem Gong und acht verschieden Klangschalen arbeitet. Sie freute sich darüber, dass so ein Angebot Teil des Fortbildungsfestivals ist.
Für die eigene Seele sorgen
Schon bei vergangenen Ausgaben des Festivals war der Workshop „Für die eigene Seele sorgen“ sehr beliebt. In diesem Jahr begleiteten die beiden Pfarrerinnen Astrid Brus und Lena Wolking die Ehrenamtlichen auf einen kleinen Ausflug zum Thema Selbstfürsorge. „Der Schwerpunkt liegt vor allen Dingen darauf, erst einmal innezuhalten und wahrzunehmen, wie es mir gerade überhaupt geht. Wie sind meine Gefühle und meine Bedürfnisse? Wo sind meine Grenzen?“, erklärt Brus. Mit verschiedensten Techniken wie Malen, Schreiben oder auch Lesen konnten die Teilnehmenden ihre eigenen Bedürfnisse zum Ausdruck bringen. Die beiden Pfarrerinnen boten zum ersten Mal gemeinsam einen Workshop an und waren sehr erfreut über den spannenden Austausch. Auch Teilnehmerin Sabine freute sich über die Anregungen des Workshops und gestaltete sich einen Zettel mit konkreten Handlungsanweisungen, die ihr später bei der Selbstfürsorge helfen können.
Nicht nur kirchliche Ehrenamtliche
Obwohl einige der Kurse theologische und christliche Inhalte haben, war die Anmeldung für das Festival nicht nur für Ehrenamtliche des Evangelischen Kirchenkreises Aachen offen. Bis in die Eifel hinein konnten Menschen aus den verschiedenen Bereichen die Fortbildungen wahrnehmen. Beispielsweise kämen viele Menschen aus dem Hospizdienst, um Kurse zum Umgang mit Trauernden zu besuchen oder auch Angehörige von demenzerkrankten Menschen, die auf dem Festival neue Perspektiven gewinnen wollen, erzählt Großmann. Zum Workshop über das Thema Antisemitismus seien auch einige „Omas gegen Rechts“ gekommen. Die Ehrenamtlichen, die am Fortbildungsfestival teilnehmen, seien eher im Seniorenalter. Doch auch einige jüngere Menschen lassen sich für die Kurse bei ihrem Arbeitgeber beurlauben. Kein Wunder, denn von barrierefreier Technik über nonverbale Kommunikation bis hin zu Finanzen und dem Vaterunser ist ist eine große Vielfalt an Fortbildungsthemen vertreten.
Schlussfest am Samstag
Eine Anmeldung zu den Fortbildungen am Donnerstag und Freitag ist zwar nicht mehr möglich, wer aber trotzdem noch einen Eindruck vom Fest bekommen möchte, ist am kommenden Samstag, 28. Juni, von 10.30 bis 13 Uhr zum Abschlussfest im großen Saal im Haus der Evangelischen Kirche (Frère-Roger-Str. 8-10) eingeladen. Die Superintendentin des Kirchenkreises, Pfarrerin Verena Jantzen, wird ein Grußwort sprechen und es wird ein Tanz-Theater-Programm aufgeführt. Unter der Leitung von Bärbel Gündel führt eine Gruppe von Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren eine kleine Kostprobe aus dem Novemberprogramm zum Thema „Gesund älter werden“ auf.
Auch wenn das Fortbildungsfestival noch nicht ganz vorbei ist, freut sich Gunhild Großmann jetzt schon über die rege Beteiligung und die vielen schönen Begegnungen und Gespräche.
(Text: Carolin Heintz / Evangelischer Kirchenkreis Aachen)